Eine neue Studie stellt in Frage, inwiefern die Farbe das Temperaturempfinden beeinflusst.

Innerhalb der terraXcube Small Cubes untersuchten unsere Forscher, ob die Farbe Rot dazu führt, dass wir Temperaturen als wärmer und Blau als kühler wahrnehmen und fanden heraus, dass wir von diesen Farben weniger beeinflusst werden als bisher angenommen.

Eine neue Studie stellt in Frage, inwiefern die Farbe das Temperaturempfinden beeinflusst.© Eurac Research | Andrea De Giovanni

In dieser kürzlich in Scientific Reports (https://www.nature.com/articles/s41598-024-71784-7) veröffentlichten Studie haben wir die Gültigkeit des Farb-Temperatur-Effekts in Bezug auf die menschliche Temperaturempfindlichkeit untersucht. Der so genannte „Hue-heat effect” bezieht sich auf die automatische Assoziation, die wir zwischen warmen Farben wie Rot und Orange und warmen Temperaturen sowie zwischen kühlen Farben wie Blau und Grün und kalten Temperaturen herstellen. Verschiedene Forscher, insbesondere im Bereich des thermischen Komforts, haben untersucht, ob dieser Effekt praktische Anwendungen im Alltag hat. Beispielsweise wurde untersucht, ob die Verwendung von warmem Licht in einem Büro dazu führen kann, dass sich Menschen in kühleren Umgebungen wohler fühlen. Diese Studien beruhen jedoch häufig auf subjektiven Messungen, wie zum Beispiel 5- oder 7-Punkte-Skalen zur Bewertung des Komforts. Die Ergebnisse der verschiedenen Studien sind oft widersprüchlich.

Um dies zu klären, hat unsere Forschungsgruppe die Gültigkeit des Farb-Temperatur-Effekts mit einer objektiveren Messung der Temperaturempfindlichkeit getestet, anstatt sich auf den thermischen Komfort zu verlassen.

Wir verwendeten das gleiche experimentelle Paradigma wie in unserer bereits veröffentlichten Studie (https://www.nature.com/articles/s41598-023-47880-5), in der die Testpersonen unterschiedliche Temperaturen erlebten, indem sie sich zwischen den Small Cubes bewegten. In dieser Studie haben wir einen visuellen Reiz - rotes oder blaues Licht in den Kammern - synchron zum thermischen Reiz hinzugefügt. Konkret bewegten sich die Testpersonen zwischen den vier Small Cubes und gaben jedes Mal an, ob sich die zweite Kammer, die sie betraten, wärmer oder kühler anfühlte als die vorherige.

Die Temperaturen in den Kammern schwankten zwischen 23 °C und 25 °C, und die Kammern wurden entweder mit blauem oder rotem LED-Licht in einer Weise beleuchtet, die entweder kongruent mit der Temperatur oder inkongruent mit der Temperatur war.

 Im kongruenten Zustand wurde die wärmere Kammer mit rotem Licht und die kühlere Kammer mit blauem Licht beleuchtet. Im inkongruenten Zustand hingegen wurde die wärmere Kammer mit blauem Licht und die kühlere Kammer mit rotem Licht beleuchtet, was dem Farb-Temperatur-Effekt widerspricht.

© Eurac Research | Andrea De Giovanni

Diese Studie stellte auch eine technische Herausforderung für unsere Ingenieure dar. Neben der Feinabstimmung der Heiz- und Kühlsysteme der Kammern entwickelten sie eine Funktion, die es ermöglichte, die Beleuchtung auf der Grundlage der zu vergleichenden Raumtemperaturen entsprechend den Anforderungen der Forscher automatisch anzupassen. Diese Automatisierung stellte sicher, dass kongruente und inkongruente Bedingungen ohne menschliche Fehler getestet wurden, um die Integrität der Datenerfassung zu gewährleisten.

 Unsere Annahme war, dass die Testpersonen unter den kongruenten Bedingungen eine höhere Sensibilität und damit eine genauere Fähigkeit zur Erkennung von Temperaturunterschieden zeigen würden als unter den inkongruenten Bedingungen. Wir fanden jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Bedingungen. Stattdessen gab es eine allgemeine Verschlechterung der Leistung der Teilnehmer im Vergleich zu unserer früheren Studie, in der das Licht neutral (rein weiß) war. Diese generelle Reduzierung der Temperaturempfindlichkeit bei der Einführung des visuellen Stimulus (rotes und blaues Licht) führte uns zu der Schlussfolgerung, dass der visuelle Stimulus die Testpersonen eher ablenkte, anstatt die Leistung je nach Kongruenz zu fördern oder zu beeinträchtigen.

Wir vermuten, dass die Hinzufügung des visuellen Elements die kognitive Belastung erhöhte, die für die Ausführung der Aufgabe erforderlich war, was zu einer verringerten Temperaturempfindlichkeit führte, die bei weißem Licht optimal war.

 Zusammenfassend zeigt unsere Studie, dass, obwohl wir automatisch warme Farben mit Wärme und kalte Farben mit Kälte assoziieren, diese Assoziation keinen Einfluss auf unsere Temperaturempfindlichkeit zu haben scheint.

Die Studie ist Teil des Projekts „Cognition Out of the Lab“, in dem unsere Forscher die menschliche Wahrnehmung von Umgebungstemperaturen und ihre Auswirkungen auf andere Aspekte der Wahrnehmung untersuchen.

news

In order to give you a better service this site uses technical cookies. Additionally third party cookies are used for embedded content. If you decline, you will not see content from third parties (such as Youtube videos or Facebook/Twitter content). Privacy policy