Unter kontrollierten Bedingungen untersucht ein Forscherteam im Extremklimasimulator terraXcube, wie ausgesuchte Rebsorten in Südtirol mit den für die kommenden Jahrzehnte vorhergesagten klimatischen Veränderungen zurechtkommen.
Die bisherigen Prognosen der Wissenschaft sagen für Südtirol vorher, dass es im Jahr 2100 – also in weniger als 80 Jahren – im Sommer um bis zu 5,4 Grad Celsius wärmer als jetzt sein wird. Außerdem wird es trockener sein, Extremereignisse wie länger anhaltende Hitze und Unwetter mit Starkregen werden häufiger vorkommen.
Genau diese Bedingungen werden im Rahmen des Projekts CLEVAS simuliert, einem Forschungsvorhaben der Universität Innsbruck, der Freien Universität Bozen und des Versuchszentrums Laimburg, unterstützt von Eurac Research. Die insgesamt 14 Expertinnen und Experten untersuchen in den Klimakammern des terraXcube, wie Weinreben in Südtirol mit den zukünftigen Klimaszenarien zurechtkommen. An 24 Versuchspflanzen – zweijährige Weinstöcke der Sorte Sauvignon Blanc – werden die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid (CO2) sowie die Abgabe von Wasserdampf, also die Transpiration – untersucht. Dadurch kann das Team die Auswirkung von Trockenstress bei Weinreben genauer analysieren. „Wir schaffen in den Klimakammern keine unrealistische Bedingungen, sondern Szenarien, die man in Südtirol in 30-40 Jahren als Standardbedingungen haben wird, zum Beispiel 40 Grad an mehreren Tagen hintereinander. Das ist für den jetzigen Moment ein Extremereignis – auch wenn wir 40 Grad an einem Tag auch schon einmal erreicht haben; eine solche Extremhitzeperiode wird aber früher oder später kommen“, unterstreicht der Biologe Georg Niedrist vom Institut für Alpine Umwelt von Eurac Research.
Der experimentelle Teil des Projekts wurde im terraXcube von Mitte Juli bis Mitte August 2021 durchgeführt. Während dieser vier Wochen geht die künstliche Sonne wie auch außerhalb der Kammern gegen sechs Uhr morgens auf. Die Helligkeit wird dann gesteigert bis zur Höchstleistung um die Mittagszeit, Sonnenuntergang ist um 20.30 Uhr. Der Klimasimulator regelt auch die Luftfeuchtigkeit und die Raumtemperatur. Diese entspricht in den ersten drei Tagen den derzeitigen realen Bedingungen, also über den Tag verteilt zwischen 20 und 30 Grad Celsius. So können sich die Pflanzen akklimatisieren. Während der Tag- und Nachtzyklus für die Dauer des gesamten Experiments gleich bleibt, werden die Temperaturen dann langsam nach oben gedreht – bis zu 40 Grad Celsius, die dann auch mehrere Tage hintereinander beibehalten werden. Die Hälfte der Pflanzen wird bewässert, die andere Hälfte bleibt trocken. Auf diese Weise können die Forscher unter kontrollierten Bedingungen beobachten, wie lange es dauert, bis die Reben Probleme mit der Hitze und der Trockenheit bekommen, aber auch, wie schnell sie sich wieder erholen können, wenn sie wieder Wasser bekommen.
Erstmals kommen im Projekt auch speziell für die Forschung in den Klimakammern angefertigte Prototypen von Lysimetern zum Einsatz – das sind Geräte, um wichtige Größen des Bodenwasserhaushalts zu ermitteln.
Images: © Albin Hammerle
